Aufklärung über die Heparin-induzierte Thrombozytopenie im Rahmen der Thromboseprophylaxe mit Heparin

Abstract
Hintergrund und Fragestellung: Die Thromboseprophylaxe mit Heparin hat auch unerwünschte Wirkungen, über die bislang nicht aufgeklärt wurde. Die Praktikabilität und Akzeptanz einer schriftlichen Patientenaufklärung über die Heparin-Thromboseprophylaxe und die hiermit immanent assoziierte unerwünschte Wirkung der Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) wurde in einer Pilotstudie evaluiert. Patienten und Methodik: Alle konsekutiv aufgenommenen Patienten in der Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald mit Indikation zur medikamentösen Thromboseprophylaxe erhielten eine schriftliche Aufklärung über Nutzen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen, insbesondere auch zur HIT. Nach der Aufklärung wurde die Akzeptanz anhand eines standardisierten Fragebogens eruiert. Primärer Studienendpunkt war Ablehnung der Thromboseprophylaxe mit Heparin, sekundärer Studienendpunkt Akzeptanz und Verständlichkeit der Aufklärung. Ergebnisse: Keiner der 460 (männl./weibl. 255/205, Altersdurchschnitt 45,0 Jahre) in die Studie aufgenommenen Patienten lehnte eine Thromboseprophylaxe mit Heparin ab. Der überwiegende Teil der Patienten hat die Aufklärung begrüßt und war der Meinung, dass diese bei allen Patienten, die Heparin erhalten sollen, durchgeführt werden sollte. Die Verständlichkeit des Aufklärungsbogens wurde nur von 0,9 % der Befragten als ungenügend bewertet. Die Aufklärung hat die Patienten hinsichtlich der Thromboseprophylaxe nicht verunsichert, vielmehr hat sie zu einer positiven Einstellung zur Heparingabe beigetragen (gut/sehr gut in 90 %) und die Qualität der Betreuung unterstrichen. Folgerungen: Die vorliegende Studie zeigt, dass eine Aufklärung der Patienten über die Heparin-induzierte Thrombozytopenie im Rahmen der Aufklärung über Nutzen und Risiko der Thromboseprophylaxe mit Heparinen möglich ist. Diese in unserer Pilotstudie schriftlich gegebenen Informationen wurden von den Patienten als verständlich und notwendig beurteilt und führten nicht zu einer Ablehnung der Thromboseprophylaxe. Die niedrigere Häufigkeit der HIT unter niedermolekularem Heparin sollte bei der Wahl der medikamentösen Thromboseprophylaxe berücksichtigt werden. Background: The practicability and acceptance of written information about heparin thrombosis prophylaxis and the associated risk of heparin-induced thrombocytopenia (HIT) was evaluated in a pilot study. Patients and methods: All patients consecutively admitted to the department of trauma- and reconstructive surgery at the Ernst-Moritz-Arndt-University, Greifswald, Germany, with an indication for heparin thrombosis prophylaxis were give written information about thrombosis prophylaxis and the undesired drug effect HIT. After this, acceptance was evaluated using a standardized questionnaire. Primary endpoint was refusal of heparin for thrombosis prophylaxis, secondary endpoint acceptance and comprehensibility of the information. Results: None of the 460 patients included in the study subsequently refused thrombosis prophylaxis with heparin. The majority welcomed the information and thought it should be given to all patients that are about to be treated with heparin. Only 0.9 % of patients judged comprehensibility of the information to be insufficient. Anticipation of imminent heparin therapy (good/very good in 90 %) and appreciation of the quality of care was not judged to be inacceptable by any patient. Conclusions: The present study demonstrates that giving information about heparin-induced thrombocytopenia during explanation of the risks and benefits of heparin thrombosis prophylaxis is feasible. This information - given in writing in our pilot study - was judged by patients to be comprehensible and necessary and did not lead to refusal of treatment. Lower incidence of HIT with use of low molecular weight heparins should be considered in the choice of drug for thrombosis prophylaxis.