Suchtartige Internetnutzung als komorbide Störung im jugendpsychiatrischen Setting

Abstract
Einleitung: Die exzessiv suchtartige Internetnutzung bei Kindern und Jugendlichen, welche sich in ähnlichen Symptomen äußern kann wie klassische Abhängigkeitserkrankungen, ist ein Phänomen, dem Wissenschaft und Praxis immer mehr Beachtung schenken. Prävalenzen von 3 % unter Kindern und Jugendlichen deuten auf ein häufig vorkommendes Problem hin, das bei Betroffenen zu Funktionseinschränkungen führt und mit hohem Leidensdruck einhergeht. Ungeklärt ist, wie häufig Internetsucht unter Patienten jugendpsychiatrischer Einrichtungen auftritt. Methodik: Zur erstmaligen Bestimmung der Prävalenz von Internetsucht unter psychiatrisch behandelten Jugendlichen wurde ein standardisiertes Screening-Instrument (OSV-S) zur Klassifikation der Internetnutzung an 81 Patienten zwischen 8 und 17 Jahren eingesetzt. Eine weitere klinische Beschreibung erfolgte mittels des Youth Self-Reports und der Child Behavior Checkliste. Ergebnisse: 11.3 % der Patienten erfüllten die Kriterien der Internetsucht. Diese Patienten haben ein höheres Durchschnittsalter und wiesen erhöhte Werte in Ängstlichkeit und Depressivität auf. Schlussfolgerungen: Diese Pilotstudie verdeutlicht, dass in jugendpsychiatrischen Einrichtungen komorbide Internetsucht häufig vorkommt. Patienten mit komorbider Internetsucht zeichnen sich durch spezifische Symptombelastungen aus. Eine gezielte störungsspezifische Psychotherapie ist zu diskutieren.

This publication has 21 references indexed in Scilit: