Krebsinzidenzschätzungen für Deutschland mittels log-linearer Modelle

Abstract
Gegenwärtig existiert in Deutschland keine vollständige und flächendeckende Krebsregistrierung, so dass Krebsinzidenzen auf nationaler Ebene nur geschätzt werden können. Zur Schätzung der Krebsinzidenzen für Deutschland wurden die Daten des saarländischen Krebsregisters herangezogen, die als lange Zeitreihen vorliegen und, belegt durch zahlreiche Studien, hinsichtlich der Vollzähligkeit und Qualität internationalen Standards genügen. Ein log-linearer Modellansatz führt mit saarländischen Krebsregisterdaten zu guten Modellanpassungen. Dabei werden für eine Krebslokalisation bzw. Lokalisationsgruppe und ein Geschlecht jeweils polynomiale Trends an die logarithmierten Quotienten aus Inzidenz und Mortalität für alle Altersklassen angepasst. Wendet man die geschätzten Modelle auf die bundesweite Mortalität an, erhält man u. a. für das Jahr 1998 insgesamt ca. 347 000 Krebsneuerkrankte, wovon 179 000 weiblichen und 168 000 männlichen Geschlechts sind. Der Modellansatz erlaubt neben Schätzungen für einen bestimmten Zeitpunkt auch die Bewertung von Trendverläufen. Im Laufe der 90er Jahre sind die altersstandardisierten Raten (Europastandard) nahezu unverändert geblieben, mit einer tendenziell geringfügigen Zunahme bei den Frauen und einer geringfügigen Abnahme bei den Männern. In Germany presently no nationwide cancer registration exists. To estimate national cancer incidence, Poisson regression models were fitted to incidence/mortality ratios using age and sex specific data of the cancer registry of Saarland, Germany and were then applied to national mortality. The models estimate the absolute number of incident cases at a given point in time and moreover allow the assessment of time trends. Applied to nationwide mortality the models imply a total of 347,000 new cancer cases in Germany for 1998 with 179,000 females and 168,000 males. During the nineties the age-standardised rate (European standard) has slightly decreased for males and slightly increased for females.