Abstract
Zusammenfassung Die histopathologische, immunhistochemische und genetische Charakterisierung nur 1–2 mm großer Biopsien von in der Regel bereits weit fortgeschrittenen bösartigen Lungentumoren mit variablem Phänotyp erlauben weder Rückschlüsse auf Kausalfaktoren (z. B. Rauchen, Radon, Asbest), noch lassen sich diese Befunde im individuellen Fall als prognostische Marker nutzen. Entscheidend für Therapie und Prognose des einzelnen Patienten sind heute nach wie vor ganz wesentlich der TNM-Status, der Performance-Status und bedingt der führende histomorphologische Tumortyp. In den letzten Jahren hat sich unser Wissen um die Biologie bösartiger Lungentumoren durch den Einsatz immunhistochemischer und molekularbiologischer Untersuchungsverfahren wesentlich erweitert. Diese teils aufwändigen Methoden erlauben z. B. eine verbesserte Differenzialdiagnose und eine qualitative und quantitative Charakterisierung heterogen differenzierter Tumoren. Der Nachweis genetischer Alterationen in Onkogenen oder Tumorsuppressorgenen ist bislang überwiegend von wissenschaftlichem Interesse. Die große Heterogenität bösartiger Lungentumoren kann auch durch ein heterogenes, mit molekularbiologischen Methoden fassbares genetisches Defektmuster der Tumoren dargestellt werden. Ein überzeugender wiederkehrender Zusammenhang zwischen genetischem Defektmuster und führendem histomorphologischem Wachstumsmuster konnte bislang nicht aufgezeigt werden. Ein valider Zusammenhang zwischen individuellen Befunden als Basis für eine Korrelation zwischen der Operabilität, dem Tumorwachstum, dem Ansprechen auf eine Chemotherapie oder der Prognose ist bislang nicht hinreichend untersucht oder gar belegt.