Abstract
Zusammenfassung Der vorliegende Beitrag behandelt die wachsende Bedeutung des Ethikunterrichts im Medizinstudium. Medizinethik wird definiert als qualifizierter, professioneller Diskurs über Fragen der Moral in der Patientenversorgung, der medizinischen Forschung und im Gesundheitssystem. Zu den erforderlichen ethischen Kompetenzen werden Argumentationsfähigkeit, Moralbegründung und Gewissenhaftigkeit gerechnet. Die Lehrziele des Faches werden hinsichtlich kognitiver, affektiver und praktischer Aspekte differenziert. Die Unterrichtsinhalte und -gestaltung sollten den Lehrzielen auf allen Ebenen gerecht werden. Als geeignetes Lehrformat werden ethische Fallseminare dargestellt. Eine besondere Verantwortung der Lehrenden ist durch ihre Funktion als Vorbild und Rollenmodell für die Studierenden begründet. Ethikunterricht sollte idealerweise kontinuierlich, d. h. studienbegleitend angeboten werden. An deutschen medizinischen Fakultäten wird vor allem das Querschnittsfach „Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin (GTE)“ unterrichtet. Dabei kann eine deutliche Heterogenität des Lehrangebots konstatiert werden. In Bezug auf angemessene Prüfungsformen und die Evaluation des Lehrerfolgs besteht weiter Forschungsbedarf. Als besondere Veranstaltungsform werden interprofessionelle Ethikseminare diskutiert und eingefordert. Aktuell besteht auch über das Medizinstudium hinaus Qualifizierungsbedarf, da sich Klinische Ethikberatung als neues Paradigma im Krankenhaus zu etablieren beginnt. Der interprofessionelle Weiterbildungsbedarf für Mitglieder von Ethikkomitees ist hoch.