Abstract
Durch die verbreitete Verwendung partiell gehärteter Fette ist der Verzehr an trans‐Fettsäuren in diesem Jahrhundert stark gestiegen. Wir entwickelten eine sensitive Analysenmethode, die eine präzise Bestimmung von 7 trans‐Fettsäuren in kleinen Probenmengen erlaubt. Hiermit wiesen wir den materno‐fetalen Transport von trans‐Fettsäuren über die menschliche Plazenta nach. Der Gehalt in menschlicher Milch hängt von der mütterlichen Ernährung ab und ist in Deutschland höher als im Sudan. Die Verteilung in Vor‐ und Nachmilch, in Milchfettfraktionen und innerhalb der Triglyceridmoleküle wurde untersucht. In handelsüblichen und hausgemachten Säuglings‐Milchnahrungen liegt die trans‐Belastung niedriger als in Muttermilch, wobei eine gewisse Chargenvariation besteht. Säuglinge absorbieren trans‐Isomere aus der Nahrung und inkorporieren sie in körpereigene Lipide, Fettgewebe und Zellmembranen. Trans‐Fettsäuren in Plasmalipiden sind bei Muttermilchfütterung signifikant höher als bei Formelernährung. Afrikanische Kinder haben eine signifikant niedrigere Belastung als deutsche. Im Plasma ist der relative Beitrag der trans‐Octadecensäure in Sterinestern geringer als in Triglyceriden und Phospholipiden, was für eine negative Selektivität der plasmatischen Cholesterol‐Veresterung mit dieser Fettsäure spricht. Deshalb könnte eine hohe Zufuhr an trans‐Octadecensäure ungünstige Wirkungen auf den Cholesterolspiegel haben. Bei Frühgeborenen finden wir eine inverse Korrelation zwischen trans‐Fettsäurebelastung und kindlichem Geburtsgewicht, so daß eine Störung des intrauterinen Wachstums möglich erscheint. Als eine Ursache kommt eine gestörte Biosynthese sehr langkettiger Polyenfettsäuren in Betracht, für die wir Hinweise fanden. Unsere Ergebnisse stellen die Unbedenklichkeit des Konsums von trans‐Fettsäuren bei schwangeren und stillenden Frauen und bei Säuglingen in Frage.

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