Implizites und explizites Wissen - Einflüsse auf Handeln in kritischen Situationen

Abstract
Zusammenfassung. Ausgangspunkt der vorgestellten Untersuchung ist die bisher nicht hinreichend geklärte Fragestellung, warum Personen sich in ihrem Handeln in kritischen Situationen unterscheiden, selbst dann, wenn sie auf annähernd gleiche explizite Wissensbasen zurückgreifen können. Unsere Annahme ist, daß diese Leistungsdifferenzen in Unterschieden im impliziten, durch Erfahrung erworbenen Wissen begründet liegen. Daher wurde bei 15 Krankenpflegekräften nicht nur das explizite Wissen und seine verschiedenen Aspekte (handlungsbezogenes und theoretisches Wissen) über ein halbstrukturiertes Interview erhoben, sondern zusätzlich auch das implizite Wissen mittels einer Explikations-Methode erfaßt. Als abhängige Variable wurde die Leistung in einer simulierten kritischen Krankenpflegesituation erhoben. Es wurde geprüft, ob sich die erfolgreich handelnden Pflegekräfte in den verschiedenen Formen des Wissens von den weniger erfolgreich handelnden unterscheiden. Es ließen sich mit mittels exakten Tests durchgeführten Gruppenvergleichen keine Unterschiede im expliziten Wissen nachweisen. Jedoch fanden sich bedeutsame Unterschiede im Bereich des impliziten Wissens. Erfolgreich handelnde Pflegekräfte zeigten ein höheres Maß an explizierbarem impliziten Wissen. Die weniger erfolgreich handelnden Pflegekräfte hingegen übernahmen verstärkt ihr explizites Wissen aus dem Interview in die Explikations-Methode. Diese Ergebnisse werden im Kontext bisheriger Forschungsbefunde diskutiert und Ausblicke auf mögliche Konsequenzen gegeben.

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