Kniegelenkendoprothetik nach Tibiakopffrakturen

Abstract
Ein hoher Prozentsatz operativ behandelter Tibiakopffrakturen entwickelt degenerative Veränderungen, die im Einzelfall der endoprothetischen Versorgung bedürfen. Während der Nutzen der Knieendoprothetik für Patienten mit primärer Gonarthrose als gesichert gilt, ist nicht bekannt, ob Patienten mit posttraumatischer Gonarthrose im gleichen Umfang von diesem Eingriff profitieren. In einer retrospektiven Analyse haben wir 72 Patienten untersucht, die in dem Zeitraum von 1993–1996 eine SAL-Knieendoprothese erhalten haben, bei 10 Patienten (Gruppe I) wurde dieser Eingriff als Folge einer Tibiakopffraktur durchgeführt; bei 62 Patienten (76 Prothesen) wurde der Eingriff aufgrund einer primären Gonarthrose durchgeführt (Gruppe II). Der Nachuntersuchungszeitraum der Gruppe I betrug im Median 30 Monate. Die klinische und radiologische Auswertung erfolgte anhand des “Knee Society Clinical Rating Sytem” und umfasst die Parameter Schmerz, Bewegungsumfang, Stabilität und Funktion im Alltag. Die radiologische Auswertung berücksichtigt die Achse und Lockerungszeichen. Für eine deskriptive Statistik wurde dieser Gruppe eine Kohorte gegenübergestellt, die eine Prothese in Folge primärer Gonarthrose erhalten hat (Gruppe II, 76 Prothesen bei 62 Patienten). Der Nachuntersuchungszeitraum dieser Gruppe betrug im Median 46,5 Monate; 3 Patienten der Gruppe I mussten sich Revisionseingriffen unterziehen; 4 Patienten hatten im weiteren Verlauf deutliche funktionelle Defizite und Schmerzen, eine Patientin zeigte eine erhebliche Varusfehlstellung bei klinisch guter Funktion. Dies entspricht einer frühen Komplikationsrate von 27% und einer späten Komplikationsrate von 36%; eine relevante Instabilität oder Lockerung der Prothese bestand nicht. Die Rate früher Komplikationen betrug in Gruppe II 10%. Bei einer maximal erreichbaren Punktzahl von 200 erreichten Patienten der Gruppe I im Mittel 153 vs. 167 Punkte in Gruppe II. Aufgeschlüsselt nach den einzelnen Parametern bestanden in der Gruppe posttraumatischer Arthrosen vermehrt Schmerzen mit erheblicher Beeinträchtigung der Alltagsfunktionen wie Gehen und Treppensteigen. Aufgrund der begrenzten Anzahl der Patienten in der von uns untersuchten Gruppe sind Schlussfolgerungen nur mit Einschränkungen möglich. Es zeigt sich allerdings, dass bei diesen Patienten vermehrt perioperative Komplikationen auftreten und langfristig nicht von einem vergleichbar guten Ergebnis ausgegangen werden kann. Eine realistische Einschätzung des Operationserfolges und eine entsprechende Aufklärung des Patienten sind daher erforderlich. A significant number of patients with operated tibial plateau fractures develop osteoarthritis and require total knee arthroplasty. In cases of primary osteoarthritis the results are generally good. However, it is not known whether patients with post-traumatic osteoarthritis obtain comparably favorable results. In a retrospective study we analyzed 72 patients who had undergone a self-aligning (SAL) total knee arthroplasty. Ten patients received arthroplasty due to sequelae of a tibial head fracture (group I). The median time to follow-up in this group was 30 months. Clinical and radiological evaluation was based on the Knee Society Clinical Rating System. The score comprises pain, range of motion, stability, and function. We defined the axis and possible loosening by radiological examination. For comparative descriptive statistics, a cohort of patients was chosen who had received an arthroplasty because of primary gonarthrosis (group II, 76 arthroplasties in 62 patients). The median time to follow-up in this group was 46.5 months. Three patients in group I underwent revision surgery, four patients displayed severe functional deficits and pain, and one patient had a varus deformity with good clinical function. This corresponded to an early complication rate of 27% and a late complication rate of 36%; a relevant instability or loosening of the components did not occur in this group. In group II the incidence of early complications was 10%. The patients in group I reached a mean value of 153 points using the rating system vs 167 points in group II. Analyzing the clinical parameters of the score, we found that patients in group I experienced significantly more pain, thereby affecting functions of daily living, such as walking and climbing stairs. Because of the small number of patients in group I, conclusions can only be drawn to a limited extent. However, we saw that these patients displayed a higher incidence of complications and performed less well. This has to be taken into consideration and discussed prior to surgery.