Versorgung psychisch kranker Patienten mit Migrationshintergrund

Abstract
Hintergrund Aufgrund der globalen Wanderungsbewegungen und der Zuwanderung nach Europa und Deutschland treffen immer häufiger Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern in den Institutionen der psychosozialen Gesundheitsversorgung aufeinander. Migranten sind eine heterogene Gruppe hinsichtlich ihrer Herkunft, der Zuwanderungsmotive und des legalen Status. Ziele Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, einen Überblick zum Wissensstand zu geben bezüglich 1. der psychischen Gesundheit von Migranten, 2. der kulturell unterschiedlichen Erklärungsansätzen abhängigen Verhaltens sowie 3. zur Inanspruchnahme des psychosozialen Systems (ambulant und stationär) durch Migranten mit Schwerpunkt auf der Nutzung des Suchthilfesystems sowie zur Mitarbeiterkompetenz in der psychosozialen Versorgung. Ergebnisse Forschungen zu psychischer Gesundheit und kulturell unterschiedlichen Erklärungsansätzen abhängigen Verhaltens sowie zur Nutzung des psychosozialen Versorgungssystems durch Migranten und zur Mitarbeiterkompetenz im Versorgungssystem zeigen uneinheitliche Ergebnisse. Diese können mit Unterschieden (u. a. geringe Fallzahlen, Beschränkung auf klinische Gruppen, keine Kontrollgruppen, Beschränkungen auf eine Ethnie, unterschiedliche Samplingmethoden) in Methoden oder in den untersuchten Gruppen zusammenhängen. Die psychosozialen Versorgungsmöglichkeiten werden teilweise anders von Migranten und Nicht-Migranten in Anspruch genommen. Barrieren der Nutzung könnten in der Verunsicherung der Personen in den Einrichtungen der Versorgung oder in institutionell begründeten Barrieren liegen. Ausblick Unser Überblick zeigt, dass empirische Forschung zur psychischen Situation von Migranten immer noch selten ist. Dringend benötigt wird spezifische Forschung, um die psychosoziale und gesundheitliche Situation der Migranten sowie deren Inanspruchnahmeverhalten psychosozialer Einrichtungen besser zu verstehen und datenbasiert deren psychosoziale Versorgung an Bedürfnisse und Notwendigkeiten anzupassen. Background Global migration and the increasing number of migrants to Europe and Germany diversify the needs in the psychosocial and health care system. Migrants are a heterogeneous group as regards their country of emigration, reasons for migration and legal status. Aims We aim to give an overview on 1) mental health of migrants in Germany, 2) cultural associated explanatory of addictive behaviour, 3) utilisation and help-seeking behaviour migrants with particular regard to addicted migrants, and on 4) barriers within the psychosocial care system. Results Studies on migration, mental health and utilisation of psychosocial institutions especially of institutions for addicted persons show inconsistent results. The results may be conflicting because of the methods used (e. g. small sample size, variety of methods, studies on clinical populations, studies without control-groups, mono-ethnic studies) or because of differences between populations. Therefore, the comparability of results is limited. Migrants use health and psychosocial care institutions differently from non-migrants. Barriers within the psychosocial care system may be caused by uncertainty of learned behaviour of members of staff how to treat migrants or by institutional barriers. Conclusion Our findings show that empirical studies on mental health of migrants are still rare. Further specific investigations are needed to get an in-depth understanding of migrants' mental health and their pattern of psychosocial and health care utilisation to modify responsiveness of services.