Abstract
Dank einer zufällig entdeckten Methode ist es gelungen, mit ultravioletter Eibestrahlung Defektbildungen an Imagines vonDrosophila melanogaster zu provozieren, ohne daß Larvengestalt und -entwicklung irgendwie beeinflußt erscheinen. Dadurch ist der erste experimentelle Beweis für die Existenz spezifisch imaginaler Embryonalzellen im Ei eines holometabolen Insekts geliefert worden. Bei dorsaler und lateraler Eibelichtung werden ausschließlich die Tergiten des Abdomens beeinflußt, bei ventraler Belichtung können Thorax-, Flügel-, Bein- und Sternitendefekte erzeugt werden. Alle genannten imaginalen Körperteile sind Hypodermisprodukte, im embryonalen Sinne also ausschließlich ektodermalen Ursprungs; das bereits früher beschriebene geringe Durchdringungsvermögen des ultravioletten Lichtes wird dadurch erneut bestätigt. Aus dem Grad und der Art der ventralen Defekte ist es möglich, eine in der 2. Entwicklungsperiode von vorn nach hinten fortschreitende Zustandsänderung der imaginalen Keimanlagen des Ektoderms festzustellen und diese mit dem Determinationsgeschehen in Verbindung zu bringen. Da jedoch aus früheren Untersuchungen bekannt ist, daß bei den Musciden (Reith, Pauli) und beiDrosophila (Geigy 1931) die larvale Organisation bereits ganz im Anfang der 1. Entwicklungsperiode determinativ festgelegt ist, so müßte, diesen neuen Ergebnissen zufolge, zwischen einem frühzeitigen larvalen und einem späteren imaginalen Determinationsgeschehen unterschieden werden. Die Art, wie sich der imaginale Determinationsprozeß vom Thorax ausgehend nach hinten fortpflanzt, hat einen Vergleich mit dem vonSeidel neuerdings gefundenen zweiten Reaktionsort (Differenzierungszentrum) desPlatycnemis-Eies nahegelegt. Es wird versucht, den Unterschied im Determinationsgeschehen des Libelleneies und des Diptereneies mit dem Metamorphosenphänomen in Beziehung zu setzen: Kontinuierlicher Ablauf der determinierenden Reaktionsfolge bei den hemimetabolen Libellen, Sonderung in larvale und imaginale Determination bei der holometabolen Fliege.