Abstract
Der Einfluβ der vorhandenen Korngrenzen auf die Keimbildung und die Rekristallisation und die damit zusammenhängende Texturentwicklung in Eisen wurde an verformten Bikrstallen untersucht. Die Proben wurden so ausgewählt, daβ sie die in stark gewalzten Polykristallen herrschenden Bedingungen in Orientierung und Geometrie möglichst gut nachbildeten. In sämtlichen Fällen trat Keimbildung vorzugsweise an Korngrenzen auf und führte zu gut definierten Rekristallisationstexturen. Die bedeutendste Beobachtung war, daβ Komponenten der 〈111〉//ND-γ-Fiber-Textur zu neuen Orientierungen innerhalb derselben Fiber führten, aber um 30° die normale Richtung rotiert. Hinweise auf systematische Gitterrotationen in der Nachbarschaft der Korngrenzen wurden im verformten Zustand nicht gefunden. Die Entwicklung der Textur wird mit einem Kompromiβ erklärt, der zwischen der Häufigkeit potentieller Keime und deren Wachstumsgeschwindigkeiten geschlossen werden muβ. Die vorliegenden Ergebnisse ermöglichen, mehrere wichtige Aspekte der Texturentwicklung in herkömmlichen niedergekohlten Stählen zu verstehen.