Abstract
Etwa 10 % aller jährlichen Neuerkrankungen an Brustkrebs sind „hereditär”, d. h. werden durch pathogene Keimbahnmutation in einem oder mehreren Genen auf die Nachkommen vererbt. Die beiden bekanntesten Vertreter sind die „Breast and Ovarian Cancer Susceptibility Genes (BRCA) 1 und 2”, die autosomal-dominant mit hoher Penetranz auf die Nachkommen vererbt werden. Bei einer Häufung von Brustkrebserkrankungen in einer Familie ohne Mutationsnachweis bzw. ohne erkennbaren Erbgang spricht man vom „familiären Mammakarzinom”. Die beiden Begriffe werden allerdings annähernd synonym verwendet, da ihre Unterscheidung im Einzelfall schwierig ist, weil auch mittels Mutationsanalyse nicht alle für Brustkrebs disponierende Mutationen identifiziert werden können. Frauen mit pathogener BRCA-Mutation tragen ein hohes Risiko für die Entwicklung von Brust- und Eierstockkrebs (das Lebenszeitrisiko für Brustkrebs beträgt 60 - 80 % und bis zu 40 % für Eierstockkrebs); sie erkranken in besonders jungem Alter (das mittlere Erkrankungsalter beträgt ca. 40 Jahre; das Risiko steigt ab dem 25. Lebensjahr). BRCA-assoziierte Brustkrebse zeigen histologische und histochemische Eigenschaften besonders aggressiven Wachstums (überwiegend G3, zumeist Rezeptor-negativ) und weisen eine sehr hohe Wachstumsgeschwindigkeit auf. Nach der ersten Krebserkrankung bleibt ein hohes Risiko für die Entwicklung eines Zweitkarzinoms bestehen. Speziell BRCA1-Karzinome sind in der Bildgebung von Fibroadenomen kaum oder nicht zu unterscheiden: Sie erscheinen (auch histologisch) als glatt begrenzte, rundliche, sonographisch echoarme Raumforderungen ohne Schallschatten, praktisch stets ohne Mikrokalk in der Mammographie, in der MRT zumeist mit sehr starkem Auswaschphänomen. In dieser Übersicht werden die verschiedenen Möglichkeiten zur Prävention des familiären Mammakarzinoms erläutert und die speziellen Schwierigkeiten dargelegt, die bei der radiologischen Früherkennung auftreten können. Schließlich wird der aktuelle Kenntnisstand hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der einzelnen bildgebenden Verfahren (Mammographie, Sonographie, MRT) hinsichtlich der Frühdiagnostik des familiären bzw. hereditären Mammakarzinoms vorgestellt. About 10 % of breast cancers are “hereditary”, i. e. caused by a pathogenic mutation in one of the “breast and ovarian cancer susceptibility genes” (BRCA). The BRCA genes 1 and 2 identified to date follow an autosomal dominant inheritance pattern. A clustering of breast cancer in a family without a documented mutation and without a recognizable inheritance pattern is usually referred to as “familial cancer”. A distinction between hereditary and familial is difficult in the individual case because not all of the genetic mutations that cause breast cancer susceptibility are known and thus amenable to genetic testing. Women who are suspected of or documented as carrying a breast cancer susceptibility gene face a substantially increased lifetime risk of breast (and ovarian) cancer ranging from 60 - 80 % for breast and up to 40 % for ovarian cancer. In addition, the disease develops at a young age (the personal risk starts increasing at age 25; average age of diagnosis is 40). BRCA-associated breast cancers tend to exhibit histologic and histochemical evidence of aggressive biologic behavior (usually grade 3, receptor negative) with very fast growth rates. In particular BRCA1-associated breast cancer may be indistinguishable from fibroadenomas: They appear as well-defined, roundish, hypoechoic masses with smooth borders, without posterior acoustic shadowing on ultrasound, without associated microcalcifications on mammography, and with strong wash-out phenomenon on breast MRI. This article reviews the different options that exist for the prevention of familial or hereditary breast cancer and the specific difficulties that are associated with the radiological diagnosis of these cancers. Lastly, an overview is given of the current evidence regarding the effectiveness of the different imaging modalities for early diagnosis of familial and hereditary breast cancer.