Validität der Waterlow-Skala zur Dekubitusrisikoeinschätzung auf der Intensivstation: eine prospektive Untersuchung an 698 Patienten

Abstract
Patienten von Intensivstationen bilden eine besondere Risikogruppe für die Entwicklung von Dekubiti. Dennoch existieren für Intensivpatienten bislang keine ausreichend spezifischen, validierten Instrumente für die Dekubitusrisikoeinschätzung. In einer prospektiven Studie an 698 Patienten einer internistischen Intensivstation der Maximalversorgung wurde untersucht, inwieweit die Waterlow-Dekubitusrisikoskala für die Anwendung auf der Intensivstation geeignet ist. Es wurden ausschließlich Patienten eingeschlossen, bei denen zum Aufnahmezeitpunkt auf die Intensivstation keine Dekubiti bestanden. Die Waterlow-Skala wurde zur Einschätzung des Dekubitusrisikos bei Aufnahme auf die Intensivstation eingesetzt, und die auf der Skala erreichte Punktzahl in Hinblick auf im Verlauf der Intensivbehandlung aufgetretene Dekubiti (121 Patienten) ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass eine ausreichende Dekubitusrisikoeinschätzung mit der Waterlow-Skala zum Aufnahmezeitpunkt auf die Intensivstation nicht möglich ist. Sensitivität und Spezifität waren mit 64.4% bzw. 48.8% bei einer vergleichsweise hohen Waterlow-Punktzahl von 30 maximiert (positive und negative Likelihood Ratio von 1.26 bzw. 0.73). Die Fläche unter der Kurve (AUC) betrug in der Receiver-Operator-Characteristic-Kurve 0.59. Durch zusätzliche Verwendung intensivmedizinischer Parameter ließ sich die Risikoeinschätzung zwar verbessern (AUC 0.69), die Entwicklung und Validierung einer spezifisch intensivmedizinischen Dekubitusrisikoskala erscheint jedoch weiterhin erforderlich, um eine zuverlässige Dekubitusrisikostratifizierung auf der Intensivstation zu ermöglichen.