Eine Übersicht der therapeutischen Anwendungen von Simethicon in der Gastroenterologie

Abstract
Hintergrund: Die Geschichte von Simethicon umfasst eine Periode von Über 50 Jahren. Die wichtigsten Eigenschaften sind die entschÄumende Reduktion der OberflÄchenspannung, die Reduktion der OberflÄchenviskositÄt und die HydrophobizitÄt, wodurch Simethicon sich rasch Über OberflÄchen verbreitet. Simethicon wird nicht resorbiert und ist absolut ungiftig. WÄhrend Simethicon einen festen Platz bei diversen diagnostischen Prozeduren gefunden hat, ergaben die therapeutischen Studien zum Teil widersprÜchliche Ergebnisse. Zielsetzung: Ziel dieser Übersicht war eine Beurteilung der therapeutischen Wirksamkeit und Sicherheit von Simethicon nach klinisch relevanten Kriterien und gemÄss den Richtlinien der Cochrane Collaboration. Methodik: Als Datenquellen dienten bibliographische Datenbanken sowie Referenzen von Übersichtsarbeiten und BÜchern und persÖnliche Kontakte mit Experten, bis Juli 2007. Alle Publikationen wurden ÜberprÜft und diejenigen, die prospektive Studien betrafen, wurden nach Indikation, Studiendesign und methodologischer QualitÄt tabellarisch zusammengefasst. Ergebnisse: Es wurden insgesamt 83 Publikationen identifiziert; von diesen konnten 14 Studien beim Einsatz von diagnostischen AbklÄrungen und 23 therapeutische Studien nÄher analysiert werden. Die Wirksamkeits-Evidenz war «gut» bezÜglich entschÄumender Wirkung bei diagnostischen Eingriffen und als Therapeutikum bei: 1.) Funktioneller Dyspepsie (4 Studien; 266 Patienten mit Simethicon vs. 310 Kontrollen), wobei Simethicon sowohl Plazebo wie auch Cisaprid Überlegen war; 2.) ReisediarrhÖ, (2 grossangelegte Studien; 248 Simethicon Patienten vs. 244 Plazebo) wobei Simethicon dem Plazebo Überlegen war (gesteigerte Wirksamkeit wenn mit einem µ-opioid-Agonisten kombiniert). Die Wirksamkeits-Evidenz war «nicht-schlÜssig» bei: 1.) «Reizdarm-artigen» Beschwerden (2 Studien; 80 Patienten mit Simethicon vs. 54 Kontrollen); 2.) Normalisierung der postoperativen DarmaktivitÄt (4 meist Ältere Studien; 847 Simethicon Patienten vs. 631 Kontrollen); 3.) 3-monats Koliken (7 Studien; 306 SÄuglinge mit Simethicon vs. 296 Kontrollen); 4.) In Kombinationen bei Symptomen von gastroesophagealen Reflux (3 Studien) und bei adhÄsionsbedingten partiellen DÜnndarmobstruktionen (1 Studie). Schlussfolgerungen: Simethicon kann bei verschiedenen Indikationen bei welchen eine entschÄumende und abdeckende Wirkungen erwÜnscht sind, von Nutzen sein. Randomisierte klinische Studien haben die Wirksamkeit von Simethicon bei verschiedenen Indikationen nachgewiesen, zusÄtzlich zu den gut etablierten Anwendung bei diagnostischen AbklÄrungen. Weitere randomisierte klinische Studien bei nicht gesicherten Indikationen sind notwendig, besonders in Anbetracht der sehr grossen Sicherheitsspanne von Simethicon.