Das Würzburger Screening zur Identifikation von beruflichen Problemlagen – Entwicklung und Validierung

Abstract
Hintergrund: Ein Ziel der medizinischen Rehabilitation ist es, die Folgen einer Krankheit für die soziale Integration zu verhindern bzw. zu verringern. Die Behandlung ist deswegen auch darauf ausgerichtet, dem Patienten die Rückkehr ins Erwerbsleben zu ermöglichen und somit eine drohende Teilhabebeeinträchtigung in diesem Bereich zu verhindern. Mithilfe des „Würzburger Screenings“, einem Umsetzungsprojekt im Förderschwerpunkt Reha-Wissenschaften des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Deutschen Rentenversicherung, soll geklärt werden, ob ein Antragsteller/Rehabilitand im Rahmen seiner medizinischen Rehabilitation berufsbezogene Maßnahmen benötigt. Methoden: Aus den Ergebnissen einer Literaturrecherche zu Items, welche sich als gute Prädiktoren für eine gelungene/nicht gelungene Wiedereingliederung ins Erwerbsleben nach Rehabilitationsaufenthalt eignen [1], wurde eine Erprobungsversion des „Würzburger Screenings“ zusammengestellt. Diese Erprobungsversion wurde in acht Rehabilitationskliniken in den Indikationen Orthopädie, Kardiologie, Psychosomatik und Pneumologie und in der damaligen Deutschen Rentenversicherung Unterfranken zur Validierung eingesetzt. Ergebnisse: Das „Würzburger Screening“ wurde von über 3.800 Rehabilitanden und Reha-Antragstellern ausgefüllt. Mithilfe einer Faktorenanalyse konnten die Skalen „Berufliche Belastungen“ (drei Items), „Subjektive Erwerbsprognose“ (drei Items) und „Interesse an berufsbezogenen Therapieangeboten“ (zwei Items) identifiziert werden. Die interne Konsistenz und die Test-Retest-Reliabilität der Skalen sowie die Trennschärfe der Items waren zufriedenstellend. Über einen einfachen Algorithmus bestehend aus dem Erwerbsstatus zu Rehabilitationsbeginn und der Kurzskala „Subjektive Erwerbsprognose“ wurden 86% derjenigen Rehabilitanden korrekt identifiziert, die sechs Monate nach Beendigung ihrer Rehabilitationsmaßnahme nicht ins Erwerbsleben zurückgekehrt waren (Sensitivität). Weiterhin gelang eine korrekte Klassifikation von 82% der Rehabilitanden, die ins Erwerbsleben zurückkehrten (Spezifität). Bei den Antragstellern, welche an einer Rehabilitationsmaßnahme teilgenommen hatten, lagen die Sensitivitäts- und Spezifitätswerte zur Vorhersage des Erwerbsstatus bis zu zehn Monate nach Antragstellung bei 82% bzw. 83%. Schlussfolgerung: Das „Würzburger Screening“ ist ein kurzes, reliables und valides Instrument, das indikationsübergreifend sowohl bei der Reha-Zugangssteuerung durch die sozialmedizinischen Dienste als auch bei der Aufnahmeuntersuchung in Rehabilitationseinrichtungen eingesetzt werden kann. Literatur: [1] Schott T. Determinanten der Ausgliederung und Ansatzpunkte einer zielorientierten Beratung zur Rückkehr zur Arbeit nach einer schweren Herzerkrankung. In: Schott T (Hrsg). Eingliedern statt ausmustern. Weinheim: Juventa, 2005: 151–164