Klinische Ethikkomitees an deutschen Universitätskliniken

Abstract
Hintergrund und Fragestellung: Klinische Ethikkomitees (KEK) sind neue Einrichtungen in Krankenhäusern zur Beratung schwieriger ethischer Probleme bei der Behandlung von Patienten. Während KEK an fast allen amerikanischen Krankenhäusern existieren, haben in Deutschland erst wenige, insbesondere kirchliche, Krankenhäuser KEK gegründet. Über die Situation an deutschen Universitätskliniken liegen bisher keine Studien vor. Befragte und Methodik: Im November 2002 wurden alle Ärztlichen Direktoren (Ä) und Pflegedirektoren (P) der 36 deutschen Universitätskliniken mittels eines 13 Items umfassenden Fragebogens postalisch befragt. Ergebnisse: Die Rücklaufquote lag bei 82 %. Behandlungsbegrenzung, Aufklärung und Einwilligung sowie der Konflikt zwischen Fürsorgepflicht und Respekt vor der Patientenautonomie wurden als wichtigste ethische Problembereiche benannt. Der Unterstützungsbedarf der Mitarbeiter bei ethischen Fragen im Klinikum wurde von P höher eingeschätzt als von Ä. Die Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit, medizinethische Fortbildungen und medizinethische Leitlinien wurden zur Verbesserung des Umgangs mit ethischen Problemen am häufigsten genannt. Bei der Umsetzung dieser Maßnahmen gaben P Zeitmangel und geringe Priorität häufiger an als Ä. Fünf Universitätskliniken planen die Gründung eines KEK, zwei möchten eine professionelle Ethikberatung einrichten. Folgerungen: Unsere Untersuchung belegt einen hohen Informationsbedarf über Klinische Ethikkomitees als neue Einrichtung in Krankenhäusern und anderen Institutionen des Gesundheitswesens. Die Aufgaben, Arbeitsweisen und Entwicklungspotenziale dieser neuen Institutionalisierungsform klinischer Ethik sind an deutschen Universitätskliniken bisher kaum gekannt und werden nur in Einzelfällen genutzt. Objective: Health Care Ethics Committees (HEC) are new ways of implementing clinical ethics in hospitals and nursing homes. In the US all health care institutions must provide some structure to handle ethical conflicts in everyday patients’ care. However, in Germany only a minority of hospitals, often members of the Protestant or Catholic Hospital Associations, have founded HEC. No studies exist in regard to the situation at German university hospitals. Methods: In November 2002 we posted a questionnaire with 13 items to all medical directors (M) and directors of nursing (N) of the 36 German university hospitals. Results: The response rate was 82 %. Limitation of treatment, informed consent and the conflict between beneficience and autonomy are the most relevant ethical issues in everyday practice. N estimated the need for additional support of their staff in ethical issues higher than M. Improvement of interdisciplinary teamwork, further education in ethics and ethical guidelines have been identified in order to improve ethical professional performance. However, N mentioned the lack of time and the low priority of ethics more often than M as problems in implementing theses measures. Five German university hospitals are planning to establish a HEC and two hospitals want to employ a clinical ethicist. Conclusion: Our data show a high need for information about HEC in German university hospitals. The tasks, working methods and chances for further development of HEC are neither known nor used in the majority of German university hospitals.