Abstract
Bei der Diagnostik von Angststörungen finden in der jüngsten Zeit interne Angstauslöser, wie körperliche Symptome und katastrophisierende Gedanken, verstärkt Beachtung. Diese wurden zunächst vor allem zur Erklärung agoraphobischen Vermeidungsverhaltens und «spontaner» Panikanfälle herangezogen, sind jedoch aufgrund neuerer Befunde von allgemeiner Bedeutung für die Diagnostik von Angststörungen. Patienten mit Angststörungen, insbesondere mit Paniksyndrom oder Agoraphobien, zeigen Angst vor den körperlichen Begleiterscheinungen der Angst (z.B. Herzklopfen, Atemnot) und bewerten diese Symptome als gefährlich; auβerdem befürchten solche Patienten negative soziale oder gesundheitliche Konsequenzen der Angst und der körperlichen Symptome («Angst vor der Angst»). Als reliable Meβinstrumente zur Erfassung der «Angst vor der Angst» wurden der Fragebogen zur Angst vor körperlichen Symptomen (BSQ), der Fragebogen zu angstbezogenen Kognitionen (ACQ) sowie der Angst-Sensitivitäts-Index (ASI) entwickelt. Wir berichten Untersuchungen zu den deutschen Versionen dieser Fragebogen. Die «Angst vor der Angst»-Skalen sagen einen Anteil der Varianz der phobischen Angst und Vermeidung vorher, der unabhängig von der habituellen Ängstlichkeit (Trait-Angst) ist. Patienten mit Angststörungen erreichen auf diesen Skalen höhere Werte als Patienten ohne Angststörungen und Kontrollpersonen. Patienten mit Paniksyndrom können von Patienten mit anderen Angststörungen vor allem durch höhere Werte im ACQ-Faktor «Gedanken an körperliche Krisen» unterschieden werden. Insgesamt bestätigen unsere Studien die Bedeutung des Konzepts der «Angst vor der Angst» für die Erklärung des phobischen Vermeidungsverhaltens und für die Diagnostik der Angststörungen.