Abstract
Zusammenfassung Frauenforschung muß ihren Gegenstand mit Hilfe einer Unterscheidung bezeichnen, nämlich der Unterscheidung von Frauen und Männern. Sie braucht also theoretische Konzeptionen, die mit Unterscheidungen anfangen. Bis heute hat sie jedoch keinen Zugang zu derjenigen Logik gefunden, die radikal genau dieses Anliegen verfolgt - die Logik von George Spencer Brown, eine nichtstationäre Logik für das Prozessieren von Unterscheidungen. Der Beitrag versucht nicht, diesen Calculus anzuwenden. Er verfolgt einige Konsequenzen der Weisung „draw a distinction!“. Dabei werden zwei Beschränkungen entfaltet. Die erste betrifft die Willkür der Wahl der Unterscheidung, mit der man anfängt. Warum gerade Frauen/Männer und nicht, zum Beispiel, wahr/unwahr? Dies Problem wird gelöst durch die Anweisung, den/die Beobachter/in zu beobachten, der/die mit seiner/ihrer Unterscheidung arbeitet. Die zweite Beschränkung bezieht sich auf gesellschaftliche und historische Bedingungen für den Gebrauch von Unterscheidungen zur Herstellung von Anschlußfähigkeit. In dem Maße, als die Gesellschaft die Form ihrer primären Differenzierung ändert und von stratifikatorischer zu funktionaler Differenzierung übergeht, kann die Unterscheidung von Männern und Frauen nicht mehr in einem asymmetrischen Sinne benutzt werden, um den Männern die Funktion der Repräsentation des Systems im System zu geben. Die entsprechende Semantik muß ersetzt werden durch eine Semantik der Gleichheit. Das bedeutet, daß das Paradox, daß ein System in sich selbst nochmals vorkommt, ersetzt werden muß durch das Paradox der Ununterscheidbarkeit des Unterschiedenen. Der Beitrag erörtert einige Konsequenzen dieser Veränderung der Paradoxie und ihrer Auflösung für die Frauenbewegung.