Abstract
Mit dem bundesdeutschen Programm „Hart am LimiT“ (HaLT-reaktiv) wird angestrebt, Jugendliche nach „komatösem Rauschtrinken“ durch Aufbau von Risikokompetenz und Selbstmanagementfähigkeiten an einen verantwortungsvollen, nicht selbstschädigenden Umgang mit Alkohol heranzuführen. Das Programm ist, durch öffentliche Mittel finanziert, inzwischen deutschlandweit breit gestreut. Der Beitrag diskutiert 11 grundlegende Mängel des Programms, die Zweifel an seiner wissenschaftlichen Fundierung, Wirksamkeit und Kosteneffizienz nähren. Zentrale Kritikpunkte sind das Fehlen aussagefähiger empirischer Belege für die Wirksamkeit des Programms, die unzureichende/tendenziöse Rezeption der einschlägigen Interventionsliteratur, die unbegründete Mixtur der Programmkomponenten, das Fehlen von selektiven („Wer der ‚komatös‘ Alkohol Trinkenden benötigt überhaupt HaLT“?) und adaptiven Indikationsentscheidungen („Welche HaLT-Komponenten sind im Einzelfall notwendig?“), die unzureichende Schulung der HaLT-Anwender sowie die ausschließliche Ausrichtung des Programms auf Alkohol. Ein grundlegend veränderter Interventionsansatz mit anschließender Effektivitätsüberprüfung wird empfohlen. The German brief intervention program “Hart am LimiT” (HaLT) addresses adolescents with high-volume drinking, especially those treated in an emergency department (ED) after an alcohol-related event. HaLT aims at fostering non-harmful drinking by strengthening risk-taking competencies and self-management skills. Meanwhile HaLT is widely spread in Germany, facilitated by public funding. In this article 11 shortcomings of the program are delineated ending up in reasonable doubt about its scientific foundation, effectiveness and efficiency. Main issues are the lack of empirical evidence of its effectiveness, insufficient coverage of the scientific literature, a non-justified mixture of program elements, the lack of an indication rationale to select appropriate target subgroups in EDs and program elements for the intervention, insufficient training of interventionalists and exclusion of all other substances than alcohol. An appropriate indication procedure, a complete redesign of the intervention and empirical tests of its effectiveness are recommended.··