Interdisziplinäre neurovaskuläre Netzwerke: eine Standortbestimmung

Abstract
Zusammenfassung Hintergrund Um das gesamte neurovaskuläre Erkrankungsspektrum auf einem hohen Qualitätsniveau abzubilden, das über die reine akute Schlaganfallversorgung hinausgeht, hat die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) gemeinsam mit den Fachgesellschaften für Neurochirurgie und Neuroradiologie ein Zertifizierungsverfahren für sog. neurovaskuläre Netzwerke (NVN) entwickelt. Strukturell setzt sich ein NVN aus einem koordinierenden Zentrum mit mindestens 3 neurovaskulären Netzwerkpartnern mit einer zertifizierten Stroke-Unit zusammen. Nach diesem neuen Standard wurden von 2018 bis 2020 bisher 15 NVN auditiert und zertifiziert. Fragestellung Wie leistungsfähig sind die NVN? Werden hohe Standards eingehalten? Material und Methoden Ausgewertet wurden die Auditberichte. Die Datenlage geht auf die Jahre 2017 bis 2019 zurück. Ergebnisse Die 15 NVN behandelten insgesamt 86.510 Schlaganfallpatienten im Erhebungsjahr und waren mit insgesamt 107 Partnerkliniken vernetzt, die durchschnittlich 25 km entfernt vom koordinierenden Zentrum lagen und insgesamt 2726 Patienten verlegten. In den koordinierenden Zentren wurden 2383 Patienten mit nichttraumatischen intrazerebralen Blutungen behandelt und 2463 Thrombektomien durchgeführt. Bei 712 Patienten mit akuten aneurysmatischen Subarachnoidalblutungen wurde eine endovaskuläre Therapie und bei 401 ein Clipping vorgenommen. Die Auditierung verlief in der Mehrzahl der NVN erfolgreich. Diskussion Der Zertifizierungsprozess der NVN ist erfolgreich gestartet und die Audits erwiesen sich als gutes Instrument der Qualitätskontrolle und -verbesserung. Die 15 NVN sind leistungsfähig und behandeln mehr als ein Viertel der Schlaganfallpatienten in deutschen Stroke-Units.