Das Spektrum histopathologischer Veränderungen in endoprothetisch versorgten Gelenken

Abstract
In Deutschland werden jährlich etwa 230.000 Hüft- und 170.000 Kniegelenktotalendoprothesen implantiert. Bei ca. 10 % der Operationen, also 40.000 Eingriffen pro Jahr, handelt es sich um Prothesenwechsel. Dabei wird eine zuvor implantierte Prothese, die Beschwerden verursacht hatte, entfernt und durch eine neue Prothese ersetzt. Die Beschwerden, die eine solche Revisionsoperation nötig machen, können sehr vielfältig sein. Ein großer Symptomenkreis wird aus klinischer Sicht mit dem Begriff Prothesenlockerung beschrieben, die in eine sogenannte septische und eine aseptische Lockerung unterteilt wird. Aus histopathologischer Sicht können diese Formen mit der vor einigen Jahren vorgestellten Konsensusklassifikation der periprothetischen Membran in 4 Typen (abriebinduzierter, infektiöser, Misch- und fibröser Typ) unterteilt werden, wobei der abriebinduzierte und der fibröse Typ der aseptischen, der infektiöse und der Mischtyp der septischen Prothesenlockerung zugeordnet werden. Eine Sonderform stellt die Implantatallergie dar, deren Diagnose eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Chirurgen, Allergologen und Pathologen erfordert. Unabhängig von der Prothesenlockerung kann es zu einer Fibrose um das operierte Gelenk kommen, die sogenannte endoprothesenassoziierte Arthrofibrose. Diese kann histopathologisch in 3 Schweregrade eingeteilt werden. Weiterhin werden Veränderungen an den Knochen beobachtet, die unmittelbar an die Prothese angrenzen. Hierbei handelt es sich z. B. um Weichteilossifikationen, Osteopenie, Osteomyelitis oder Knochenbruch.