Postoperatives Lappen-Monitoring mittels Messung des Sauerstoffpartialdruckes im Lappengewebe: Erfahrungen der letzten Jahre1

Abstract
Das frühestmögliche Erkennen von Lappendurchblutungsstörungen ist die Grundvoraussetzung für die Rettung eines Lappens. Derzeit sind unterschiedlichste Methoden in Verwendung, um einen Lappen sowohl intra- als auch postoperativ zu monitieren. Das Zeitintervall bis zur Wiederherstellung der Lappendurchblutung ist der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Revision. Prompte Reoperation und eine erfolgreiche Korrektur der mikrovaskulären Anastomosen sind notwendig, um die Vitalität des Lappens zu erhalten. Ziel dieser Studie war es, die Bedeutung der Licox®-Sonde bei der Beurteilung der Gewebedurchblutung und Lappenvitalität zu untersuchen. Eines der Hauptinteressen galt dabei auch dem Definieren von Normal- und Grenzwerten zum Einsatz in der Lappenchirurgie. Die Licox®-Sonde wird zur kontinuierlichen Messung des Sauerstoffpartialdruckes in Körperflüssigkeiten (pO2) und Geweben (pGO2) verwendet. Innerhalb eines Zeitraumes von mehr als drei Jahren wurden 70 freie Gewebetransplantationen am Kopf, Hals und Stamm, an den oberen und unteren Extremitäten mittels implantierbarer Sonde überwacht. Bei allen Lappen zeigte sich innerhalb der ersten Minuten nach Setzen der Sonde ein kontinuierlicher Abfall, bis ein mehr oder weniger stabiles Niveau erreicht wurde (Stabilisierungsphase). Während des „weaning off“ fiel der pGO2-Messwert nochmals ab. Nach ungefähr 30 Minuten wurde aber ein stabiler Messbereich erreicht (34,6 ± 10,9 mm Hg). An den darauf folgenden Tagen wurden ebenfalls konstante Werte gemessen, wobei diese jedoch im Durchschnitt etwas niedriger waren als die am ersten Tag. Der Mittelwert für die Lappen lag bei 23,1 ± 6,5 mm Hg. Bei allen Lappen mit Versorgungsstörungen (10 Lappen) zeigte die Licox®-Sonde die Versorgungsinsuffizienz richtig an. In jenen Fällen, bei denen arterielle Durchblutungsprobleme (2/10 Lappen) vorlagen, kam es zu einem sehr raschen Abfall des Sauerstoffpartialdruckes. In den Fällen mit venösen Problemen (8/10 Lappen) kam es zu einer weniger raschen Abnahme. Bei allen Störungen kam es jedoch zu einem Abfall von mehr als 10 mm Hg innerhalb von einer halben Stunde bzw. zu einem Unterschreiten der 10 mm Hg-Schwelle; Erkenntnisse, die sehr nützlich und geeignet sind, um Lappen-Durchblutungsstörungen frühzeitig zu entdecken. Basierend auf unseren Erkenntnissen und Daten, scheint die Messung des Sauerstoffpartialdruckes im Gewebe ein sehr genaues und geeignetes Verfahren zu sein, jegliche Lappenformen zu überwachen. Early recognition of flap failure is the prerequisite for flap salvage. Many methods are used to monitor free-flaps. The time interval for re-establishing vascular patency is the deciding factor for a successful revision. Prompt revision surgery and a quick and sufficient correction of the microvascular anastomosis are necessary to reestablish flap viability. The aim of this study was to evaluate the real impact of this probe as a continuous, precise and clinically relevant monitoring system in free-flap surgery. One of our main objectives was to create guidelines and “normal” ranges of ptiO2-values for the uncomplicated use of the Licox Probe in free-flap surgery for the first time. The Licox Catheter pO2 Mikro-Probe instrument is used for continuous determination of oxygen partial pressure (pO2) in body fluids and tissue (ptiO2). Over a period of more than three years, 70 free tissue-transplantations to the head and neck, trunk, and upper and lower extremities were monitored by use of the implantable Licox Catheter Probe System. In all patients, a decrease of the ptiO2-levels was noted during the first minutes, until a more or less stable level was reached. At the time of weaning off, the ptiO2 values decreased once again. After approximately 30 minutes, an almost stable but reduced ptiO2-level was reestablished (34,6 ± 10,9 mm Hg). During the next days, we observed a more or less constant but reduced level. These values from the second day on were lower than the mean values of the first day. The mean value for all flaps was 23,1 ± 6,5 mm Hg. Nevertheless, in all cases (10 of 70 flaps) where the ptiO2-level decreased more than 10 mm Hg within a half hour period, the flap showed vascular problems on re-exploration. Another clinically relevant value that was observed in all flaps with vascular problems was a drop of the ptiO2-value, below 10 mm Hg. In the cases of arterial thrombosis (2 of 10 flaps), a rapid decrease was noted. In the cases of venous complications (8 of 10 flaps), a more or less slow decrease of the ptiO2-value was observed. These observations may serve as precise indicators for vascular complications and flap failure. Based on our observations and data, it seems that the Licox-Probe is a sensitive and accurate monitoring system for a variety of free flaps. 1 Nach einem Vortrag auf der 23. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie der peripheren Nerven und Gefäße in Innsbruck vom 18. bis 20. Oktober 2001