Abstract
Das Interesse an der Briefkultur ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen, wie zahlreiche Publikationen über die Entwicklung der Gattung ,Brief‘ im Laufe der Jahrhunderte sowie über verschiedene Aspekte, Modalitäten und Potentialitäten des epistolaren Schreibens bestätigen.1 Unter den zahlreichen Arbeiten sei stellvertretend auf das grundlegende Handbuch Brief. Von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart verwiesen, das soeben von Marie Isabel Matthews-Schlinzig, Jörg Schuster, Gesa Steinbrink und Jochen Strobel bei De Gruyter (Berlin) publiziert wurde.2 Als Ergebnis der durchgeführten Forschungen und der erschienenen Studien könnte resümiert werden, dass der Brief immer klarere Konturen gewinnt und in seiner spezifischen Medialität und historischen Relevanz genau in dem Moment erkennbar wird, in dem er in der Alltagskommunikation unserer globalisierten Welt durch technische und elektronische Medien teilweise ersetzt wird.3 Aber stimmt das wirklich oder gibt es noch ergiebige Schattenbereiche, die zu beleuchten wären? Versuchen wir im Folgenden, uns mit dieser Frage auseinanderzusetzen.