Abstract
In der Regel wird in jenen Arbeiten, die sich mit der Rezeption literarischer Phänomene in einer anderen Kultur sowie mit Fragen von Einfluss oder Wirkung beschäftigen, ein positives Verständnis der jeweiligen Literaturbeziehungen vorausgesetzt. Es geht dabei um eine prinzipielle Offenheit dem Anderen gegenüber, das Fremde gilt als Bereicherung des Eigenen und die Beziehungen insgesamt gestalten sich als ein produktives Nehmen und Geben sowie als ein fruchtbarer Austausch zwischen den Literaturen, in Form einer wechselseitigen Beeinflussung. Häufig wird so verstandenen Literaturbeziehungen außerdem eine wichtige kulturpolitische Rolle zugeschrieben, wie z. B. von Eugeniusz Klin, der als Untertitel für sein Buch über die deutsch-polnischen Literaturbeziehungen die Formulierung ,,Bausteine der Verständigung von der Aufklärung bis zur Gegenwart“1 wählte. Demnach dürfe bei solchen Forschungen, wie er einleitend schreibt, nicht vergessen werden, ,,daß gerade in den deutsch-polnischen Beziehungen die humanistische Note besonders zur Geltung kommen muß, damit die komparatistischen Traditionen die Koexistenz und Zusammenarbeit der Nationen […] zu fördern und zu vertiefen vermögen.“2 Eine so verstandene Komparatistik, die die Literaturen beider Länder als völlig gleichberechtigt betrachte, sei der Garant dafür, die konstruktiven Ziele der Völkerverständigung zu erreichen, meint Klin.3