Systemische Auswirkungen und klinische Aspekte der SARS-CoV-2-Infektion

Abstract
Zusammenfassung Hintergrund COVID-19 wird als systemische Erkrankung eingestuft. Ein schwerer Verlauf mit tödlichem Ausgang ist möglich und unvorhersehbar. Fragestellung Welche Organsysteme sind primär betroffen? Welche Organveränderungen prädisponieren für einen ungünstigen Verlauf? Welche Organschädigungen finden sich bei letalem Ausgang? Material und Methode Daten aus publizierten Obduktionsstudien (davon 28 eigene publizierte Fälle) in Hinblick auf Organschädigung und mögliche Todesursachen. Ergebnisse Die schwersten Veränderungen finden sich in den Lungen in Form eines diffusen Alveolarschadens als akutes Atemnotsyndrom des Erwachsenen (ARDS), zum Teil bereits mit Fibrose. Thrombosen in kleinen bis mittelgroßen Pulmonalarterien sind mit Lungeninfarkten vergesellschaftet. Häufige Komplikationen sind bakterielle Bronchopneumonien, seltener Pilzpneumonien. Pulmonale Thromboembolien finden sich in 20–30 % der tödlichen Verläufe, auch bei Fehlen einer tiefen Beinvenenthrombose. Eine intestinale Beteiligung von COVID-19 kann mit ischämischer Schädigung des Darmes einhergehen, in erster Linie bedingt durch Schock oder lokale Thrombose. Die Nieren zeigen eine akute Tubulusschädigung als Ausdruck eines akuten Nierenversagens, Lymphknoten und Milz einen Schwund der Lymphozyten, die Nebennierenrinde eine Hyperplasie. In der Leber finden sich häufig eine Steatose, Leberzellnekrosen, ein portales Entzündungsinfiltrat und eine Proliferation der Kupffer-Zellen. Häufige Grunderkrankungen sind in den Autopsiekollektiven arterieller Hypertonus mit hypertensiver und ischämischer Kardiomyopathie und Diabetes mellitus. In großen bevölkerungsbasierten Studien ergibt sich aber für Hypertoniker im Gegensatz zu Diabetikern kein erhöhtes Mortalitätsrisiko. Schlussfolgerungen Pulmonale Kreislaufstörungen mit arteriellen Thrombosen, Infarkten und Pneumonien sind wesentliche und oft letale Komplikationen des ARDS bei COVID-19. Die Erkenntnisse aus Obduktionsstudien haben Therapie und Prophylaxe beeinflusst.
Funding Information
  • Johannes Kepler University Linz