Postpunktioneller Kopfschmerz nach rückenmarknahen Anästhesieverfahren: Inzidenz und Risikofaktoren

Abstract
Zusammenfassung Hintergrund/Ziel der Arbeit Der postpunktionelle Kopfschmerz (PKS) ist eine Komplikation nach rückenmarknahen Verfahren (RA) mit erheblichem Krankheitswert. Ziel der Untersuchung war es, die Inzidenz des PKS in 2 großen operativen Kollektiven zu untersuchen, mögliche Risikofaktoren zu identifizieren und den Einfluss auf die Krankenhausverweildauer zu untersuchen. Material und Methoden In einer retrospektiven Analyse des Zeitraums 2010–2012 wurden 341 unfallchirurgische (UCH) und 2113 geburtsmedizinische (GEB) Patient*innen nach Spinalanästhesie (SPA) analysiert. In der statistischen Auswertung (SPSS-23) kamen univariate Analysen mittels Mann-Whitney-U-, Chi2- und Student’s t‑Test sowie logistische Regressionsanalysen zur Anwendung. Ergebnisse Die Inzidenz des PKS betrug in der UCH-Gruppe 5,9 % und in der GEB-Gruppe 1,8 %. Patient*innen mit PKS in der UCH wiesen ein jüngeres Patientenalter (38 vs. 47 Jahre, p = 0,011), einen geringeren BMI (23,5 vs. 25,2, p = 0,037) sowie ein niedrigeres Köpergewicht (70,5 kg vs. 77 kg, p = 0,006) als Patient*innen ohne PKS auf. Dabei konnten das Alter mit einer „odds ratio“ (OR 97,5 % Konfidenzintervall [KI]) von 0,963 (97,5% KI 0,932–0,991, p = 0,015) und das Köpergewicht mit einer OR von 0,956 (97,5 % KI 0,920–0,989, p = 0,014) als unabhängige Risikofaktoren für die Entstehung eines PKS identifiziert werden. In der GEB wies die SPA eine höhere Inzidenz des PKS auf als die kombinierte Spinalepiduralanästhesie (CSE) (8,6 % vs. 1,2 %, p < 0,001). Dabei erwies sich das Verfahren mit einer OR von 0,049 (97,5 % KI 0,023–0,106, p < 0,001) als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung eines PKS. In beiden Gruppen war der PKS mit einem verlängerten Krankenhausaufenthalt assoziiert (UCH-Gruppe 4 vs. 2 Tage, p = 0,001; GEB-Gruppe 6 vs. 4 Tage, p < 0.0005). Diskussion Die Inzidenz des PKS nach SPA/CSE war in unserer Untersuchung in den beschriebenen Patientengruppen unterschiedlich, mit einem deutlich höheren Anteil in der UCH-Gruppe. Alter, Konstitution und Verfahren waren hinweisgebende Risikofaktoren eines PKS. In Anbetracht der funktionellen Einschränkungen (Mobilisation, Versorgung des Neugeborenen) und des verlängerten Krankenhausaufenthalts, sollten zukünftige Studien eine frühe Behandlung des PKS untersuchen.
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