Die sensomotorische Domäne im Research-Domain-Criteria-System: Fortschritte und Perspektiven

Abstract
In den vergangenen drei Jahrzehnten ist das Forschungsinteresse an sensomotorischen Auffälligkeiten bei psychischen Erkrankungen stetig gewachsen. Dieser Trend hat zu einer zunehmenden Anzahl wissenschaftlicher Initiativen geführt, die nicht nur die klinische Notwendigkeit der Früherkennung extrapyramidal-motorischer Symptome, tardiver Dyskinesien und Katatonie hervorgehoben, sondern auch zahlreiche neurobiologische Befunde und klinisch relevante Ergebnisse auf der Grundlage der Pathologie des sensomotorischen Systems bei Patient*innen mit psychischen Erkrankungen geliefert haben. Diese Entwicklungen berücksichtigend hat die National-Institute-of-Mental-Health(NIMH)-Initiative „Research Domain Criteria“ (RDoC) im Januar 2019 eine sechste Domäne mit der Bezeichnung „sensorimotorische Domäne“ eingeführt, die sich mit Defiziten des sensomotorischen Systems und damit assoziierten Störungen befasst. Um den rasanten Fortschritt alleine seit der Einführung der sensomotorischen Domäne abzubilden, wird eine zweijährige (01.01.2019 bis 18.02.2021) systematische Übersichtsarbeit vorgelegt, in der die jüngsten Ergebnisse der Bildgebung auf diesem Gebiet hervorgehoben und Herausforderungen für die zukünftige Forschung diskutiert werden. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass bei psychischen Erkrankungen die sensomotorische Verarbeitung mit einer Dysfunktion des zerebello-thalamo-motorkortikalen Netzwerkes assoziiert ist, die mit (sozial)kognitiven und affektiven Systemen interagiert. Erste longitudinale und interventionelle Studien verweisen zudem auf das translationale Potenzial der sensomotorischen Domäne.

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