Abstract
Machtungleichgewichte in den globalen Wertschöpfungsketten (GWK) werden mit Niedriglöhnen, langen Arbeitszeiten und Verletzungen der Koalitionsfreiheit in Verbindung gebracht. Weniger gut ist untersucht, wie sich die Machtungleichgewichte in den GWK auf die Arbeitsintensität sowie auf Gewalt und Belästigungen am Arbeitsplatz auswirken. Dieser Beitrag versucht diese Lücke durch Umfragen in der indischen Textilexportindustrie zu schließen. Den Befunden zufolge berichten 64 % der Arbeiter*innen, sie hätten bereits verbale Übergriffe erlebt, in den meisten Fällen, weil sie vom Management aufgezwungene Produktionsziele nicht erfüllt hatten. Lösungsansätze für solche Probleme setzen eine Ratifikation der ILO-Konvention 190 und Veränderungen der länderspezifischen Vorschriften voraus. Außerdem müssen die Unternehmen an der Spitze der GWK ihre Einkaufspraktiken ändern, wenn diese zur Gewalt am Arbeitsplatz beitragen, und sich in ihren Wertschöpfungsketten auf bindende Abkommen einlassen, durch die Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz verhindert werden, wie es an dem neuen Abkommen aus Lesotho deutlich wird.