Wie sich die Vertrauenswürdigkeit von Evidenz anhand von GRADE („grading of recommendations, assessment, development and evaluation“) interpretieren lässt

Abstract
Zusammenfassung Hintergrund In der Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Evidenz in systematischen Übersichtsarbeiten und Leitlinien in der Medizin und den Gesundheitswissenschaften findet GRADE („grading of recommendations, assessment, development and evaluation“) häufige Anwendung. Ziel der Arbeit Das Ziel der Arbeit ist es, den GRADE-Ansatz verständlich zu machen, um damit das Lesen, Verstehen und Interpretieren von GRADE-Bewertungen in systematischen Übersichtsarbeiten zu erleichtern. Material und Methoden Es wird die Vorgehensweise des GRADE-Ansatzes am Beispiel eines Cochrane Reviews zum Einsatz von Selen in der Prävention des Prostatakarzinoms dargestellt. Ergebnisse und Diskussion Der GRADE-Ansatz gibt Kriterien vor, welche für die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Effektschätzer für ausgewählte Endpunkte relevant sind. Ein 4‑Stufen-System drückt den Grad der Vertrauenswürdigkeit aus (hoch, moderat, niedrig, sehr niedrig). Ausgangspunkt der Bewertung ist das Studiendesigns, wobei Evidenzkörper aus RCT („randomized controlled trials“) initial als hoch und Evidenzkörper aus Beobachtungsstudien initial als niedrig eingestuft werden. Durch die Betrachtung von 5 Domänen (Risiko für Bias, Inkonsistenz, Indirektheit, unzureichende Präzision und Publikationsbias) kann das Vertrauen herabgestuft oder bei großen Effekten, vorhandener Dosis-Wirkungs-Beziehung oder aufgrund Überlegungen zur Richtung des residuellen Confoundings heraufgestuft werden. Schlussfolgerung Der GRADE-Ansatz bietet ein konsistentes und transparentes System mit klar definierten Kriterien zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit der Effektschätzer für relevante Endpunkte.