Abstract
Der Beitrag untersucht ein repräsentatives Textkorpus von Nachrufen auf Marcel Reich-Ranicki in deutschsprachigen Tages- und Wochenzeitungen. Das Interesse gilt zum einen textlinguistischen (inhaltliche Akzentuierung, Umfang, Aufbau, Elokution) und -pragmatischen (Konstruktion von Identität und Erinnerung) Parametern des Nachrufs in seiner situativen und medialen Bedingtheit, zum anderen einem Populären, wie es Reich-Ranicki aufgrund seiner literaturkritischen (Zeitungs)Publikationen seit den 60er Jahren und insbesondere seit seinen späteren Fernsehauftritten im Literarischen Quartett zuge­schrieben wurde. Die Untersuchung fokussiert sowohl auf ‚das‘ Populäre in Nachrufen auf Marcel Reich-Ranicki – auf seine quantitative und qualitative Bestimmung, die hauptsächlichen Verfahren seiner Konstruktion/Inszenierung und seine ambivalente Bewertung in der Tradition von Literaturkritik und -vermittlung – als auch auf Nachrufe als Instrument der Popularisierung. Von besonderem Interesse ist dabei die doppelte Gerichtetheit der Textsorte ‚Nachruf‘, die Popularität nicht nur für den Verstorbenen und seine literaturkritische, -verbreitende und -vermittelnde Praxis rekonstruiert, sondern diese auch für die Zukunft sichert.