Interpretatorische Algorithmen der Textanalyse aus didaktischer Sicht (am Beispiel deutscher Volksmärchen)

Abstract
Der Aufsatz thematisiert das Verstehen fremdsprachiger Texte als eine der Schlüsselkompetenzen in der Germanisten-Ausbildung. Es wird sprachlichen Signalen nachgegangen, die der Text dem Rezipienten zur Verfügung stellt, um ihm den Zugang zu Textsinnen zu gewähren. Der zu untersuchende didaktisch angelegte Schwerpunkt ist für die Lehre von fremden Sprachen und Kulturen von großer Relevanz und besagt, dass Textverstehen im Fremdsprachenunterricht konsequent geschult werden soll. Im Aufsatz wird die interpretativ angelegte Herangehensweise an Texte mit impliziten Informationen zur Diskussion gestellt und das methodisch-didaktische Verfahren für Steuerung der rezeptiven Vorgänge im Deutschunterricht für Anfänger-vorgeschlagen. Eines solcher Zeichen, die verifizierbare Lesarten, von Studierenden aufgestellt, geltend macht, sind Sprichwörter als komplexe linguistische Entität und Träger kulturell relevanter Informationen. Am Beispiel der deutschen Volksmärchen in Bearbeitung von E. M. Arndt („Halt den Mittelweg!“), von den Brüdern Grimm („Der Nagel“) sowie von L. Bechstein („Bruder Sparer und Bruder Vertuer“) wird das textanalytische Verfahren vorgeführt, indem sich der Rezipient auf die in Märchen-Texte eingebetteten Sprichwörter in der Funktion des kognitiven “Schlüssels” stützt. Hierzu treten Sprichwörter als „Behälter“ soziokulturellen Wissens um ethische Normen und Wertvorstellungen auf. Im Bewusstsein des Rezipienten als mentale Einheiten gespeichert, werden die Sprichwörter vom ihm auf der formal-grammatischen und lexikalisch-semantischen Ebene mit Propositionen des Märchens als einer belehrenden Gattung in Korrelation gebracht. Dadurch wird Studierenden der Zugang zu verschlüsselten Botschaften gebahnt. Die vorgenommene Untersuchung wurde anhand der Methode der linguistischen Analyse, der Content-Analyse, der analytisch-hermeneutischen Methode und der Methode unausgelesener Stichprobe bei der Datenerhebung durchgeführt. Im Aufsatz wird ein Verfahren der linguokognitiven Analyse des Märchens als Genre der Folklore mit moralisierendem Hintergrund vorgeschlagen. Des Weiteren folgen didaktische Empfehlungen zur Wahl der Märchen-Texte zwecks deren Interpretation unter Einbezug der Sprichwörter und mit besonderer Berücksichtigung des Sprachniveaus der Studierenden.

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