Abstract
Als sich die ersten europäischen Seefahrer auf den Weg in den Fernen Osten machten, trafen sie in Südostasien nicht nur auf ein ausgeprägtes Handelssystem, sondern auch auf eine Welt, die sich durch ihren urbanen Charakter auszeichnete.1 Zunächst war es ein ambivalenter Zugang, den die Europäer zu dieser städtischen Welt entwickelten. Einerseits erlebten sie vielfältige Erscheinungsformen der als urban empfundenen Anlaufpunkte ihrer Seereisen. Andererseits hatten sie in der Regel einen europäischen Idealtyp von Stadt als Maßstab im Kopf, der von Stadtbefestigungen, zentralen Plätzen und Kirchen, aber auch von rechtlichen Privilegien und ökonomischen Sonderstellungen bestimmt war. Dieser kollidiert gerade in der frühen Neuzeit mit der urbanen Realität in Asien. So beschrieben die ersten europäischen Beobachter Ansammlungen zahlreicher Häuser in leichter Bauweise, die locker über ein großes Areal verstreut lagen, oder Plätze, die selten befestigt waren und oft die Form eines ,,bewohnten Waldes“ annahmen. Sie erlebten eine flexible Bebauung, die es erlaubte, dass ganze Viertel, mitunter sogar einmal eine ganze Stadt, kurzfristig verlegt werden konnten. In morphologischer Hinsicht hatten die Neuankömmlinge Schwierigkeiten, das gewohnte europäische Stadtbild mit seinem asiatischen Pendant in Übereinstimmung zu bringen. In funktionaler Hinsicht war die Vorstellung der europäischen Kaufleute von Stapelplätzen und Messestädten geprägt.2