Abstract
Der Expressionismus ist um 1913 durch Korrespondenzen aus Europa allmählich in Japan bekannt geworden. Darauf wurde diese gerade in deutschsprachigen Ländern entstandene, neue Kunstrichtung, parallel zum bunten Erblühen der anti-akademischen avantgardistischen Kunstbewegungen in den 20er Jahren der Taisho-Zeit (1912–1926) intensiv rezipiert, indem verschiedenartige Zeitungen und Zeitschriften nun ständig neue Artikel über den Expressionismus brachten. Im Gegensatz jedoch zur zeitgenössischen Futurismus-Rezeption, die sich, gefördert durch mehrere Gruppierungen fortschrittlicher Künstler um Kambara Tai (1898–1997) und um Hirato Renkichi (1894–1922), schließlich zur Gründung des Japanischen Futurismus [Nihon Miraiha] linear entwickelte, nahm die expressionistische Kunstrichtung in Japan niemals den Charakter einer solchen programmatischen Bewegung an1. Dazu war die begriffliche Definition des Expressionismus je nach der Betrachtungsweise der Interpreten sehr unterschiedlich: Während die einen ihn als eine künstlerische Schule oder einen bildnerischen Stil verstanden, hielten die anderen ihn für eine Art von Ideenkomplex und bei dritten galt er wiederum als eine Mode. Folglich konnten die Kritiker die ganze 20er Jahre hindurch über die künstlerische wie kulturelle Bedeutung des Expressionismus keine einheitliche Meinung bilden.2