Was bedeutet und wie erfassen wir Therapieerfolg bei Jugendlichen mit einer Störung des Sozialverhaltens?

Abstract
Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens (SSV) zeigen wiederholt aggressives oder normverletzendes Verhalten. Es gibt Hinweise darauf, dass eine SSV eine sich anbahnende Persönlichkeitspathologie darstellt. Studien wiesen verschiedene psychologische Interventionen als wirksam aus. Im vorliegenden Artikel soll die Frage, was Therapieerfolg bei Jugendlichen mit SSV bedeuten kann, vor dem Hintergrund der Mentalisierungstheorie und deren Einbettung in einen soziokulturellen Theorierahmen beleuchtet werden. Es folgt zunächst eine Einführung in das biopsychosoziale und mentalisierungsbasierte Störungsbild der SSV. Anschließend schlagen wir Kennzeichen von Therapieerfolg vor wie Mentalisieren im »Wir-Modus« von Jugendlichen und Therapeut:innen in der Therapie oder ein gesteigertes epistemisches Vertrauen und eine erhöhte soziale Agency bei den Jugendlichen. Diese Faktoren sollen zu einer verbesserten Kooperationsfähigkeit der Jugendlichen beitragen und somit eine verbesserte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Zuletzt werden potenzielle Möglichkeiten und Schwierigkeiten diskutiert, die vorgeschlagenen Kennzeichen des Therapieerfolgs zu erfassen.