Abstract
Im Zentrum des Beitrags steht Peter Rühmkorfs Schrift Ich habe Lust, im weiten Feld … Der Text ist eine Reaktion auf Reich-Ranickis berühmtesten Verriss von Günter Grass’ Nachwende-roman Ein weites Feld (1995) in einer Ausgabe des Spiegels, dessen vieldiskutiertes Titelblatt Reich-Ranicki mit einer wüsten Verrissgeste abbildete. Die (einseitige) Polemik zwischen dem Autor und dem Kritiker ist in den Kontext gesellschaftspolitischer Selbstverständigungsdebatten einzuordnen, die mit der ideenpolitischen Kontroverse des Historikerstreits einsetzten. Der Streit um Literaturkritik und politische Deutungsmacht erlaubt es nicht nur, eine bedeutende Konfliktlinie der literarisch-medialen Öffentlichkeit der Nachwendezeit aufzuzeigen. Er verweist darüber hinaus auf das Verdienst von Reich-Ranicki, wesentlich zur Herstellung einer solchen Öffentlichkeit beigetragen zu haben.