Abstract
Thomas Bernhards Verhältnis zur bildenden Kunst und zur Malerei ist insgesamt eher peripher. Eine Ausnahme scheint der Roman Alte Meister (1985) darzustellen, in dem Tintorettos Bildnis eines weißbärtigen Mannes eine Hauptrolle zukommt, versammeln sich doch die Protagonisten des Romans immer wieder um dieses Bild. Doch ist das Bild letztlich kein Gegenstand der Kunstbetrachtung oder gar der Bildanalyse. Der Blick der Betrachter geht vielmehr durch das Bild hindurch und in die eigene Lebensgeschichte hinein. Das Bild wird zum Medium der biographischen Selbstbetrachtung und zum affektiv genutzten Austragungsort des eigenen Weltverhältnisses.