Abstract
Der vorliegende Beitrag plädiert für eine differenzierte Interpretation der Open-Science-Idee, nämlich sowohl als umfassendes strukturelles als auch als kulturelles Phänomen. In der öffentlichen Diskussion wird Open Science oftmals auf die strukturelle Öffnung des Publikationsmarktes für die Nachfrageseite reduziert. Dabei wird vernachlässigt, dass Wissenschaft auch aus darüberhinausgehenden Strukturen besteht, beispielsweise der Sozialstruktur wissenschaftlicher Gemeinden, bei denen Mechanismen der Schließung und Öffnung zu beobachten sind. Open Science sollte darüber hinaus als kulturelles Phänomen interpretiert werden. Unter Verwendung des Begriffs „Wissenskulturen“ zeigt der Beitrag, dass sich Open Science in der wissenschaftlichen Praxis als prozesshaftes und heterogenes Phänomen darstellt und dass Offenheit für verschiedene Gruppen der wissenschaftlichen Gemeinschaft unterschiedliche Bedeutungen aufweist.