Abstract
Das Hainburger Hügelland, auch Hainburger Pforte genannt, und die westlich gelegene Hochfläche bis Petronell-Carnuntum und Wildungsmauer zählen aufgrund ihres geographischen und historischen Profils zu den ergiebigsten Forschungslandschaften entlang der Donau. So auch der Pfaffenberg, jene heute als Steinbruch dienende Anhöhe der Hainburger Berge, die ehemals als Tempelberg die römische Militärbasis und Provinzhauptstadt überragte. Carnuntum, diese politische, militärische, wirtschaftliche und kulturelle Drehscheibe Roms am Schnittpunkt des Donaulimes und der Bernsteinstraße, benötigte neben vielen anderen städtebaulichen Einrichtungen des religiösen Alltags ein besonders wahrnehmbares Zentrum des Staatskultes, welches die römische Bürgerschaft seit der Gründung der Grenzniederlassung auf der 320–330 m hohen Anhöhe des Pfaffenberges etablierte. Jupiter Optimus Maximus, u. a. Schutzgott der Territorialgrenzen und Garant politischer Verträge, die kapitolinische Trias (Jupiter, Juno, Minerva), die Göttlichkeit des Herrschers und andere Numina der Staatsreligion standen im Mittelpunkt der gottesdienstlichen Aktivitäten. Obwohl seit jeher bekannt, wurden erst in den späten 1960er Jahren durch Hermann Vetters systematische Flächengrabungen eingeleitet, mit welchen die Ruinen dieses großen Tempelbezirks vor seiner Vernichtung durch den Steinbruch am Pfaffenberg aufgedeckt und erforscht wurden, und das noch vorhandene Kultinventar gerettet und evakuiert werden konnte. Aus einer ursprünglich vorgesehenen Kontrollgrabung gingen langjährige Rettungsgrabungen (rescue excavations) mit teilweise dramatischem Verlauf hervor, deren Ergebnisse in diesem Werk vorgestellt und ausführlich diskutiert werden.