Abstract
Der Beitrag zeichnet zwei Konflikte zwischen Hans Blumenberg und Marcel Reich-Ranicki nach, die nie an die Öffentlichkeit gelangt, gleichwohl aber für die Beteiligten nicht ohne Bedeutung gewesen sind. In der Auseinandersetzung zwischen dem Literaturkritiker und dem Philosophen – häufig vermittelt über den gemeinsamen Verleger Siegfried Unseld – treten die Persönlichkeiten beider besonders deutlich zu Tage. 1985 hatte Hans Blumenberg mit einer spöttischen Glosse auf eine unlogische Argumentation in einer Rezension der Frankfurter Allgemeinen Zeitung reagiert. Marcel Reich-Ranicki verweigerte die Publikation des Leserbriefs aus formalen Gründen. Zwei Jahre später gingen die Meinungen beider über ein Gedicht von Goethe, das in verschiedenen Fassungen existiert, weit auseinander. Dabei stellt sich die Frage, ob und wie wissenschaftliche Erkenntnisse in der Öffentlichkeit, häufig auch gegen die Lesegewohnheiten des Publikums, durchzusetzen sind.