Pronominierte Nominalformen in der Wolfenbütteler Postille (1573–1574)

Abstract
Das Litauische zeigt eine komplexere Struktur in der Referentialität als nur eine bloße morphologische Dichotomie pronominiert (definit) vs. einfach (indefinit, nicht-definit). Die pronominierten Formen haben sich bis in das moderne Litauische nicht zum obligatorischen Marker einer definiten Nominalphrase herausgebildet. Zum etablierten Bereich der standardlitauischen nominalen Determination gehören nur Nominalphrasen mit generischer Lesart, was hauptsächlich an der streng präskriptiven Art der litauischen Terminologienormung des 20. Jahrhunderts liegt. Somit liegt die grammatikalisierte Nominaldetermination vielmehr außerhalb des typischen funktionalen Definitheitsbereichs. Die Funktion der pronominierten Nominalformen Formen im Altlitauischen ist bislang nur unscharf geklärt. Für eine solche Untersuchung ist die Wolfenbütteler Postille (1573/1574) gut geeignet: Sie stellt ein umfangreiches geschlossenes Textcorpus dar, das weder eine rein kanonische Übersetzung noch einen durchgehend übersetzten Text repräsentiert.